Der Arzt und Physiologe E. Jacobson (1885-1976) beobachtete 1928, dass die Anspannung der Muskulatur häufig mit Unruhe, Angst und psychischer Spannung einhergeht. Die Wechselwirkungen psychischer Befindlichkeiten und muskulärer Spannung bzw. Entspannung machte er in den 30er Jahren zur Grundlage seines systematischen Trainings.
Zahlreiche Studien weisen die Wirksamkeit bei Krankheitsbildern nach, bei denen Anspannung oder Angst eine Rolle spielt. Dies gilt auch für zahlreiche Schmerzzustände.
Therapieziel ist die frühzeitige Wahrnehmung von muskulären Spannungszuständen und deren aktive Verminderung. Es kommt zu einer Abnahme der Steigerung des sympathischen Nervensystems, wodurch Muskeltonus, Herzfrequenz, Atemfrequenz, Blutdruck und Hautleitfähigkeit gesenkt werden, dabei wird die Durchblutung der Hautgefäße in den Extremitäten gesteigert.
Emotional kann es zu angenehm erlebten Zuständen der Ausgeglichenheit und Harmonie kommen. Kognitiv gibt es subjektive Berichte über Ruhe, Konzentration und Erholung.
Systematisch und schrittweise werden verschiedene Muskelgruppen miteinbezogen. Mit zunehmender Übung kommt es zu einem tiefen Entspannungseffekt.
Das Grundprinzip der Progressiven Muskelrelaxation besteht darin, dass nacheinander einzelne Muskelgruppen (z.B. die Hände, die Schultern oder die Zehen) für einige Sekunden willentlich angespannt und anschließend deutlich länger entspannt und gelockert werden. Dabei wird erlernt, Anspannungs- und Entspannungszustände im Körper genauer zu unterscheiden. Dies führt zu einem allgemeinen Entspannungsgefühl.
Angestrebt wird eine Verminderung der Anspannung der Muskulatur. In der Regel stellt sich eine Erweiterung der Hautgefäße mit Wärmegefühl, eine Verlangsamung und größere Gleichmäßigkeit von Atmung und Herzschlag sowie eine psychische und körperliche Gelöstheit und Entspannung ein.
Die Erholung des gestressten Körpers, durch Gelassenheit gegenüber Außen- und Innenreizen wird erreicht. Durch die Entspannung lassen allmählich auch Ängste nach.
Die Progressive Muskelentspannung stellt eine einfache, sehr direkte, körperbezogene Form dar, Entspannung zu erlernen. Die Klienten benötigen anfangs eine halbe Stunde Zeit, um die Übung durchzuführen. Mit zunehmender Übung lässt sich durch das Verbinden mehrerer Muskelgruppen die Relaxation erheblich abkürzen. Das Einüben von Schnellentspannungen ermöglicht es, in Stress-Situationen sehr schnell mit Entspannung zu reagieren.
Das Verfahren kann helfen den Teufelskreis aus Schmerzen, Anspannung und schlechtem Befinden zu durchbrechen.
Die Progressive Muskelrelaxation wird von mir als Baustein der Verhaltenstherapie und therapiebegleitend bei Störungen, die durch übermäßige Anspannungs- und Angstreaktionen gekennzeichnet sind (Angststörungen, somatoforme Störungen, Schlafstörungen, Migräne u. Spannungskopfschmerz, Rückenschmerzen, labilem Bluthochdruck, Verspannungen der Muskulatur, gastrointestinale Störungen ) angewendet.